Ist die Katze aus dem Haus...
...tanzen die Mäuse auf dem Tisch! Franzi ist weg, den Brückenkater Franz hat sie gleich mitgenommen. Nach Hiddensee ist sie gezogen, in eine Bleibe namens: Der kleine Prinz. Wenn das kein Omen ist?
Am frühen Abend des Tages ihrer Abreise in den Iden des Märzes 2021 ist es leer auf der Krämerbrücke. Auf der Seite der abgerissenen Brückenkopfkirche sind Blumenkübel aufgestellt, die in der Provinzzeitung Thüringer Allgemeine diskutiert werden. Jetzt sind das also giftige Eiben, die da in Kindergreifhöhe aufgestellt wurden. Okay, es betrifft nur Kinder über 90 Zentimetern. Ich meine die Arme an so einem Kinderkörper sind mitunter nach oben beweglich. Wenn ich an den 3jährigen Wirbelwind denke, der bei meiner Mutter immer spielt, weiß ich um die Beschleunigung eines Kindes, gerade wenn es klein ist. Alles begreifen wollen, das ist doch eine feine Sache, wenn es gerade giftig ist, wird es schnell brenzlig. Naja, der Giftnotruf im Krankenhaus ist jetzt indirekt schonmal gewarnt. Die Kübel wurden übrigens rosa und zart himmelblau angestrichen. Das ist schön, alles in so seichtem Dunst verschwinden zu lassen. Da gab es mal ein Lied von einer DDR Sängerin...“alles ist rosa und zarthimmelblau, alles nur rosa und zarthimmelblau.“ Als pubertierende Teenagerin hat mir das gefallen. Vielleicht ist das also eine Ode an die Jugendlichen, die in diesen Corona-Pandemie Tagen so stark ausgebremst werden und sich nicht verlieben und nicht ausreichend tanzen gehen können. Vielleicht kosten die an den Eiben und hauen sich dann chillig hinter der Krämerbrücke auf die Wiese neben den Sandmann. Umkippen müsst ihr die nun auch nicht, ich kann euch verraten was drunter ist: unter den Töpfen sind Holzkreuze. Ich weiß es sicher, ihr könnt mir das glauben. Ich habe es heimlich beobachtet, als die Gruppe von Arbeitern die reingezimmert haben. Das ist nur ein halber Blumentopf auf einem Holzkreuz, also nicht so eins wie bei Jesus oder Andreas, sondern zwei in einander gekeilte Bretter: ein Kreuz für die Eiben. Das wurde da alles ganz akkurat reingebaut und dann die Stellweise betrachtet. Die Töpfe weisen jetzt den letzten Autos den Weg, die müssen ja schließlich auch durch, was könnte wichtiger sein? Ach ja ein Baum. Ein schöner Baum auf der Mitte eines Platzes. Was für eine Vorstellung der Bauminitiative: ein Baum in der Stadt. Wenn die Buga weiter ihren Lauf nimmt, dann schaffen wir das noch, mit dem EINEN Baum. Ich meine, dann wird auch der letzte wurzelnde Baum herausgeschlagen. Die Ersatzpflanzungen werden in den nächsten Jahren bestimmt in den Haushalt für die Ortsteile eingestellt. Ach, die haben gar keine eigenen Haushalte. Na, da gibt es dann eben keine Bäume, warum auch?
Gibt ja wichtigeres zu tun, steht ja überall, dass ohne die Läden Erfurt stirbt. Das macht mir Angst. Was nur machen Menschen, wenn sie nicht schoppen können? Ist schon wichtig, besonders an der Krämerbrücke, ich verstehe es, aber es gleich mit meinem Sterben in Verbindung zu setzen, finde ich doch ein bisschen gewagt. Ich bin nämlich auch ein Teil von Erfurt und gedenke nicht zu sterben, nicht an Corona und nicht an was anderem, jedenfalls noch nicht jetzt.
Deshalb gucke ich mal, wie sich die Provinzposse wieder hochschaukelt: Autos vom Wenigemarkt verbannen, das trägt bestimmt auch zum unmittelbaren, plötzlichen, schnellen Tod von Autofahrern bei. Ich fänd es ja schön an dem plätschernden Brunnen in abendlicher Stille an den Kastanien zu sitzen und dann weiterzuziehen: zum Benediktsplatz unter die große Linde und dann weiter zum Kirchenamt im Collegium Majus. Von Baum zu Baum hangeln, wie unsere tierischen Verwandten, ein bisschen den Vorbeiziehenden aufs Maul zu schauen und den Menschen zuzuhören oder den Katzen oder den Mäusen, die jetzt auf dem Tisch tanzen können.
Jetzt könnte ich einen eigenen Blog des Kiezes beginnen. Irgendwas mit Mäusen wäre vielleicht gut…das BeateMäuschen;-)